Was ist der Unterschied zwischen der Herzfrequenz- (Puls) und der Herz-Raten-Variabilitäts- (HRV) Messung“ oder „was kann die HRV was die Pulsmessung nicht kann“? Die Herzfrequenz- (BPM) oder Pulsmessung basiert auf der Erfassung der Herzfrequenz pro Minute. Somit wird die durchschnittliche Herzfrequenz pro Minute wiedergegeben. Die Herzfrequenz liefert gerade für sportliche Aktivitäten eine sehr gute Richtgröße.
Durch die Bestimmung von bestimmten Zielbereichen kann die Herzfrequenz (Puls) zur Trainingssteuerung im Gesundheits- als auch Leistungsbereich eingesetzt werden.
Niedrig intensive Bereiche, welche meist klar unter 140 Herzschlägen pro Minute liegen, werden vielfach für Basis- oder Grundlagentraining vorgegeben, intensivere Bereiche werden für bestimmte leistungssportliche Ziele vorgegeben. Sportler absolvieren dazu spezielle Leistungstests, über die individuelle Herzfrequenzen für die Zielbereiche bestimmt werden.
Anders verhält es sich mit der Herz-Raten-Variabilität (HRV). Diese ist eine Messgröße, die anzeigt, wie gestresst wir gerade sind und wie unsere Erholungskapazität aussieht. Je fitter und entspannter wir sind, desto größer ist die Schlagvariation des Herzens. Diese Schwankungen erfolgen in einem Bereich von Millisekunden, die für uns meist nicht spürbar sind. Sind wir jedoch körperlich oder mental belastet, schlägt das Herz regelmäßiger. Auslöser für die Schwankungen zwischen den einzelnen Herztakten ist vorwiegend unser vegetatives Nervensystem (VNS). Dieses VNS stellt die Verbindung vom Herz über das Rückenmark zum Gehirn dar. Dabei kommen über den „Sympathikus“, unseren Leistungsnerv, Impulse, die das Herz schneller schlagen lassen, im Gegensatz dazu bremst der Parasympathikus, unser Ruhenerv, die Herztätigkeit. Da beide Nerven normalerweise im ständigen Wechselspiel sind, variiert unser Herzschlag. Erst unter momentaner oder chronischer Belastung wird vorwiegend der Sympathikus aktiv und damit wird auch der Herzschlag gleichmäßiger. Der Sympathikus verursacht die Beschleunigung des Herzens, wenn es zu körperlichen oder/und mentalen Aktivitäten kommt. Da dieser Tempomacher und auch sein Gegenspieler der Parasympathikus sehr fein reagieren und im Millisekunden Bereich die Herztätigkeit verändern, kann man über die HRV sehr genau feststellen ob sich jemand entspannt, konzentriert oder auch körperlich belastet. Damit ist die HRV im Vergleich zur Herzfrequenz/Min eine sehr sensible und aussagekräftigere Messgröße für den Entspannungs- und Belastungsgrad.
Demo: Pulsdarstellung
Demo: HRV-Darstellung
Die grafischen Darstellungen illustrieren eindrucksvoll eine Gegenüberstellung der Herzfrequenz- (Puls) und HRV-Messung, die mit einer Testperson während eines TV-Berichtes durchgeführt wurde. Die Informationen der Herzfrequenz ist im Diagramm (oben Pulsdarstellung) als grünes Flächendiagramm dargestellt, im HRV-Flächendiagramm (darunter) sieht man über die Y-Skala -5 bis +5 und die Darstellung der Entspannungs- (gering grün, Plusbereich) und der Stressbereiche (stark lila, Minusbereich).
Die Diagramme zeigen die Reaktion der Testperson auf einen TV-Bericht:
Im ersten Drittel liegt der Puls bei 53 Herztakten/Min, im mittleren und letzten Drittel bei je 45 Herztakten/Min. Schaut man sich nur den Puls an, würde man vermuten, dass der Beginn des TV-Berichts (16.00Uhr) spannender war als im 2. und 3. Teil, da hier der Puls höher ist. Weiß man aber um die Einflüsse das VNS und betrachtet man somit die HRV, dann zeigt sich, dass speziell im mittleren Teil (16.22 – 16.48Uhr) eine deutlich geringe HRV gegeben ist (dargestellt über die tiefen lila-Balken). Zu Beginn und am Ende des Berichtes war die Person daher entspannter als im mittleren Teil.
Die HRV-Darstellung verdeutlicht sehr gut wie schnell ein gesunder Organismus auf leichte Belastung reagiert und danach sofort wieder in einen entspannten Zustand kommt. Damit kann über das ABIOS HRV-Verfahren mit einer Bewertung der Herz-Rhythmen bestimmt werden ob eine Situation entspannend ist oder nicht bzw. ob ein in Organismus unter permanenten Stresseinfluss steht oder nicht.
Wichtige Aussagekraft hat dabei auch das Anstiegs-Verhalten der HRV nach diversen Belastungen. Zeigt sich z.B. nach einer Belastung ein Anstieg der Variabilität ist alles ok! Dauert es hingegen ein paar Stunden, bis sich wieder eine hohe Variabilität zeigt, so ist zu vermuten, dass bereits eine starke Vorermüdung gegeben ist. Kommt es auch nach einer längeren Schlaf- und Erholungsphase zu keinem nennenswerten Anstieg der Variabilität, so liegt vermutlich eine chronische Überlastung mit vegetativer Funktionsstörung vor. Mit der Live-Messung kann das kontrolliert und je nach Schweregrad auch kurz oder langfristig korrigiert werden. Eine reine Pulsmessung wäre nicht ausreichend und würde gerade im Hochleistungssport zu verfälschten Ergebnissen führen. Die präzise Erfassung der HRV und eine übersichtliche Feedbackfunktion erlaubt daher einen viel breiteren Einsatz der mobilen Diagnostik.